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Danzig (1454-1793)
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Dieser Artikel beschreibt die Geschichte der Stadt Danzig (polnisch Gdańsk).

Umgebung von Danzig mit Neufahrwasser und Weichselmünde um 1898

Vorgeschichte[Bearbeiten]

Polnische Wissenschaftler haben in komplexer Zusammenarbeit seit 1948 archäologische Untersuchungen zur Vorgeschichte Danzigs durchgeführt. Grabungen am Rechtstädtischen Rathaus und am Neptunsbrunnen haben mehrere Schichten von aufeinander folgenden sehr frühen Siedlungsspuren gerade an jener Stelle aufgedeckt, wo innerhalb der stark versumpften Mottlauniederung ein als Baugrund geeigneter Sandrücken vom Hagelsberg im Verlaufe der heutigen Langgasse (pl. Długa) zur Mottlau führt.

  • Die älteste Schicht könnte auf das 7. Jahrhundert datiert werden. Fragmente einer relativ starken Kulturschicht werden auf die zweite Hälfte des 9. oder den Anfang des 10. Jahrhunderts datiert. Diese Siedlung war mit einem Erdwall mit Faschinenverstärkung umgeben. Die Bewohner trieben Ackerbau, Viehzucht und Fischfang und übten Handwerke aus, wie z. B. das Schmiedehandwerk.
  • Hierauf folgt eine Siedlung des 10. bis 12. Jahrhunderts, die ebenfalls durch eine starke Holz-Erde-Befestigung gesichert war, in der sich aber keine Spuren von Tierdung fanden. Sie war demnach eine Siedlung des Hafen-Handelstyps und dürfte auch über einen Markt verfügt haben. Ihre räumliche Ausdehnung wird auf höchstens drei Hektar, ihre Einwohnerzahl auf höchstens 2.000 Bewohner geschätzt, doch das sind sehr hypothetische Annahmen. Demnach dürfte das älteste Siedlungsgebiet Danzigs auf dem Terrain der späteren Rechtstadt gelegen haben.

Viele Fragen bleiben noch offen. So die nach dem Verhältnis der einzelnen Siedlungsschichten zueinander, aber auch die Frage, ob schon die ältesten aufgedeckten Siedlungen von Slawen bewohnt waren. Es ist zu bedenken, dass vor dem Eindringen der Slawen Prußen auch westlich der Weichsel bis hin zur Persante siedelten, wie aus vielen Orts- und Gewässernamen und der Tatsache zu erschließen ist, dass die kaschubische Sprache Substratelemente aus dem Altpreußischen enthält. In geschichtlicher Zeit lebten noch Prußen in Danzig. In der Danziger Gegend gab es noch geschlossene prußische Siedlungen. Im Jahre 997 wurden Prußen in der Danziger Gegend getauft, wie es aus der Vita Sankt Adalbert von Prag zu ersehen ist. Obwohl die Küstengegend schon lange vorher besiedelt war, hat man das allgemein bekannte Datum benutzt um 1997 '1000 Jahre Polnisch Gdańsk' zu feiern, wobei die Kirche Polens nur 1000 Jahre Christentum feierte. Vielleicht ist der Ort "Praust, pl Pruszcz", ein Hinweis auf seine prußischen Bewohner.

Unter Swantopolk II., der unter der Oberhoheit der Brandenburger Markgrafen und dem Heiligen Römischen Reich regierte, wurde die deutschrechtliche Stadt Danzig mit Lübischem Recht gegründet. Als Mestwin II. 1271 die Brandenburger Markgrafen um Unterstützung gegen seinen Bruder Wartislaw bat, sprach er von den "burgensibus Theutonicis fidelibus sepedicte civitatis Gedanensis, Prutenis quoque et nostris quibusdam specialiter fidelibus Pomeranis", also von den treuen deutschen Bürgern der oft genannten Stadt Danzig, aber auch von den Prußen und den besonders treuen Pomeranen (die also nicht in der deutschen Stadt lebten, sondern auf dem Gebiet der späteren Danziger Altstadt, in der so genannten Grodstadt).

Ausgrabungen auf dem Gelände der Altstadt haben ergeben, dass an der Mündung der Mottlau in die Weichsel, vermutlich auf einer Insel, die durch zwei Mottlauarme gebildet wurde, „eine Burg mit einer Burgsiedlung entstanden ist, die ein politisch-administratives Zentrum und zugleich einen wirtschaftlichen Mittelpunkt für Handwerk und Handel bildete.“[1] Die Entstehung dieser Burgsiedlung wird für die Mitte des 10., vielleicht schon für das 9. Jahrhundert angenommen. Polnische Forscher vermuten, dass sie im Zuge der Eroberung Pommerns durch einen polnischen Fürsten gebaut worden sei. Dann wäre sie als Zwingburg gegenüber der etwa 300 bis 400 Meter entfernt gelegenen vorgenannten Siedlung anzusehen.

Mittelalter[Bearbeiten]

Die Stadt Danzig, über deren Gründung keine Details bekannt sind,[2] stand schon zu Ende des 10. Jahrhunderts in Blüte und Ansehen und wurde damals die Hauptstadt von Pommerellen.

979 wurde Pommern durch den polnischen Fürsten Mieszko I. erobert, der eine Festung bei Danzig gründete. Auf Betreiben des polnischen Herzogs Bolesław I. Chrobry und seinen weitverbreiteten Eroberungszügen kam Bischof Adalbert von Prag nach Danzig und predigte 997 das Christentum bei dem baltischen Stamm der Pruzzen. Als Polen um 1034 im Chaos einer heidnischen Reaktion zerbrach, konnten sich die slawisch-pommerschen Stämme wieder von der Zentralgewalt aus Gnesen befreien. Viele Eroberungszüge der Polen gegen die Pommern und gegen die Prußen konnten im 11. und 12. Jahrhundert abgewehrt werden. Um 1047 wurde Pommerellen mit Danzig Teil des Piasten-Staates des polnischen Herzogs Kasimir I. Sein Sohn König Bolesław II. verlor um 1060 die Kontrolle über Pommerellen wieder und somit den Zugang zur Ostsee, welches unabhängig durch einheimische slawische Regenten bis 1116 regiert wurde. 1116 unterwarf der polnische Herzog Bolesław III. Schiefmund ganz Pommerellen mit Danzig. Nach dem Tod von Bolesław brach in Polen der Partikularismus aus, und Danzig wurde im Rahmen der Senioratsverfassungsordnung dem Krakauer Seniorherzog unterstellt. Trotz der Verfassung, die die Einheit Polens sichern sollte, zerbrach das Land in eine Vielzahl, zeitweilig einander bekriegender piastischer Herzogtümer. Um 1180 setzte der polnische Seniorherzog Kasimir II. einen gewissen Sambor I. als Regenten in Danzig ein. Nach dem Tode Sambors übernahm sein Bruder Mestwin I. (Mściwoj) das Danziger Land. Dessen Sohn und Nachfolger Swantopolk II. (pl.: Świętopełk) erreichte nach einem von ihm initiierten Mordanschlag auf den polnischen Seniorherzog Leszek den Weißen (pl.: Leszek Biały) um 1227 die volle politische Selbständigkeit. 1221 eroberte König Waldemar II. von Dänemark Danzig, verlor es aber schon 1225 an den Herzog Swantopolk II.

Ähnlich erging es auch seinem Sohn Mestwin II. mit den gegen seinen Bruder zu Hilfe gerufenen Brandenburgern, von denen er 1271 seine Hauptstadt zurückerobern musste. Kämpfe innerhalb der Dynastie Samboriden, wie auch die wachsende Bedrohung seitens der Mark Brandenburg und des Deutschen Ordens führten zu einem engeren Anschluss Pommerellens an Polen. Als Mestwin II. 1294 ohne männliche Erben starb, fiel Danzig, laut dem Vertrag von Kempen (Kępno) von 1282 an den Herzog von Großpolen und König von Polen Przemysław II., nach dessen Tod 1296 übernahm sein Erbe der spätere König von Polen und Herzog von Kujawien Władysław Łokietek, der aber um 1300 von den Böhmen (Tschechen) Wenzel II. aus Polen vertrieben wurde. Nach dem Mord am letzten Vorsteher der Przemysliden Wenzel III. 1306 konnte Wladyslaw aus dem ungarischen Exil nach Polen zurückkehren und sich wieder in Teilen Polens und in Pommerellen durchsetzen.

Übernahme durch den Deutschen Orden[Bearbeiten]

1308 rief Władysław Łokietek den Deutschen Orden gegen die Brandenburger zu Hilfe, die Danzig belagerten. Einer der Beweggründe für die Belagerung war der, dass die brandenburgischen Askanier vom römisch-deutschen Kaiser Friedrich II. im Dezember 1231 in Ravenna mit Pommern und Pommerellen belehnt worden waren und dass sie nach dem Tod des letzten pommerellischen Herzogs von dieser Belehnung, die noch am 8. Januar 1295 in Mühlhausen erneuert worden war, Gebrauch machen wollten. Den brandenburgischen Truppen öffneten deutsche Bürger Danzigs die Stadttore. Da der Deutsche Orden bei der Verteidigung der Danziger Burg mithalf, konnte der Markgraf von Brandenburg die Burg jedoch nicht einnehmen. Er zog aus Danzig ab, ließ jedoch eine schwache brandenburgische Besatzungstruppe zurück. Als die Verteidiger der Burg ihre militärische Überlegenheit erkannten, drangen sie in die Stadt ein und überwältigten die zurückgelassenen brandenburgischen Truppen. Der überwiegende Teil wurde niedergemetzelt. Danziger Parteigänger, die den brandenburgischen Truppen bei der Einnahme der Stadt behilflich gewesen waren, wurden hingerichtet.[3] Der Deutsche Orden besetzte die Stadt und behielt sie – da die versprochene Entschädigung nicht ausgezahlt worden war – in seinem Besitz.

Um den Besitz Pommerellens mit Danzig rechtlich abzusichern, kaufte der Orden im Vertrag von Soldin am 13. September 1309 den Brandenburgern alle ihre – polnischerseits allerdings angezweifelten – Besitztitel an Pommerellen, die sie seit 1269 (siehe auch Vertrag von Arnswalde) und aufgrund der früher durch Kaiser Friedrich II. erfolgten Belehnung mit Pommerellen geltend machen konnten, für 10.000 Mark Silber ab. Die Annexion Pommerellens durch die Ritter des Ordens führte zu einem langanhaltenden Rechtsstreit zwischen dem Königreich Polen und dem Deutschen Orden, der 1343 durch einen Vergleich im Friedensvertrag von Kalisch beendet wurde. Danach herrschte zwischen dem Deutschordensstaat und dem Königreich Polen 66 Jahre lang Frieden.

Spätmittelalter: Hansezeit und Deutscher Orden[Bearbeiten]

Haupthandelsrouten der Hanse
Der Danziger Hansekaufmann Giese 1532 im Londoner Stalhof, Gemälde von Hans Holbein dem Jüngeren.

Ab dem 13. Jahrhundert etablierte sich Danzig als Handelsknotenpunkt in der Ostsee.[4] Es gibt Indizien dafür, dass sich bereits zu Beginn des 13. Jahrhunderts Handwerker und Kaufleute aus Lübeck in der Nähe der Parochialkirche St. Katharinen ansiedelten. Vieles spricht dafür, dass diese Siedlung aber während der Auseinandersetzungen Swantopolks mit dem Deutschen Orden (1242–1248) wieder aufgegeben wurde.[5]. Zeugnis der frühen Handelsbeziehungen zu Lübeck, dass damals schon eine führende Rolle im Ostseehandel innehatte, liefert die älteste erhaltene Urkunde mit dem Danziger Siegel, das eine hochbordige Hansekogge zeigt.[6] Am Ende des 13. Jahrhunderts besaßen die Danziger Kaufleute bereits einen großen Einfluss im Kontor Peterhof in Nowgorod und in Pommerellen und hatten sogar ein Mitspracherecht bei Gerichtsangelegenheiten.[7] Danzig wurde zum Vorort des preußischen Quartiers innerhalb der Frühhanse, und nahm damit spätestens ab 1377 eine Führungsrolle gegenüber Thorn und Elbing ein. Seit Mitte des 14. Jahrhunderts ist eine immer stärkere Verflechtung im ostseeischen Transithandel [8] und mit den Städten des wendischen Bundes, vor allem Hamburg und Lübeck, zu verzeichnen, die den Kern der am Ende des Jahrhunderts entstehenden Hanse bilden sollten. Diese agierten nun immer häufiger gemeinsam als frühhansische Städte, darunter auch Danzig.[9] Es ist die Teilnahme am sogenannten Hansetag von 1361 belegt. An den Auseinandersetzungen der Städte der Kölner Konföderation (siehe auch Kölner Konföderation) mit Dänemark und Schweden nahm Danzig seit 1367 teil.[10]

Nach der Übernahme durch den Deutschen Orden 1309 kam es immer wieder zu Streitigkeiten zwischen Rat und Orden über die Kontrolle des Handels.[11] Wie fast alle Städte des Ordensgebietes übernahm Danzig 1343 an Stelle des lübischen Rechtes das Kulmer Recht.[12]. Mit dieser Handfeste legte der Orden als Landesherr der Rechtstadt die Selbstverwaltung in die Hände des Patriziats, von nun an konnte die Stadt ihren Rat und Bürgermeister selbst wählen.[13] Der deutsche Orden unterstützte den Handel in den preußischen Städten, handelte sogar selbst, wusste er doch um die großen Profite, die damit zu erzielen waren. Innerhalb der Frühhanse konnte Danzig allerdings keine eigenständige Politik betreiben, weil die Stadt durch den Orden kontrolliert wurde und zudem in einem immer größer werdenden Konkurrenzverhältnis zum eigenständigen Handel des Ordens stand.[14]

Trotz der Konflikte mit dem Deutschen Orden prosperierte die Stadt an der Weichselmündung weiterhin, was sich in umfangreichen Bauprojekten und der Zuwanderung vor allem hansischer Kaufleute und Handwerker spiegelte.[15] Es kam zu einer Neuanlage der Danziger Ordensburg, die vormals hölzerne pomoranische Burganlange wurde durch einen backsteinernen Ziegelbau ersetzt. Das "Schloß", wie die Burganlage auch genannt wurde, lag 30 Meter vom Mottlauufer entfernt, die Anlage bildete ein Quadrat, welches die Gassen am Rähm, die Große Knüppelgasse, die Rittergasse und die am Mottlauufer entlang führende Burgstraße umrahmten.[16] Die Anlage der Rechtstadt (1340) und der Jungstadt (1380) fanden hier ihren Ursprung. Das Stadtgebiet wurde in nördlicher Richtung ausgedehnt, wo die sogenannte "Neustadt" entstand (Pfarrkirche St. Johannes ca. 1349). In südlicher Richtung bildete sich um die Schiffswerft die Vorstadt, wo um 1400 die Filialkirche St. Peter und Paul errichtet wurde. Die Rechtsstadt hatte seit 1378 eine Ratsverfassung und das Rathaus wurde 1380 am Langen Markt angesiedelt;[17] auch an der heute berühmten backsteinernen Marienkirche wurde ab 1343 weitergebaut: Am 26. März 1343 wurde auf Veranlassung des Hochmeisters Ludolf König der Umbau der Marienkapelle zur Pfarrkirche der Rechtstadt beschlossen.[18] Es sollte schließlich 160 Jahre dauern bis der Bau des Gotteshaus und heutigen Wahrzeichen Danzigs fertig gestellt wurde.[19] Ebenfalls am 26. März 1343 begann man mit der Errichtung der Stadtmauer, deren Grundstein unterm Eckturm am Stadthof gelegt wurde.[20]. Die rasche Entwicklung Danzigs führte seit Mitte des 14. Jahrhunderts zu sozialen Konflikten zwischen dem Patriziat, das den Rat bildete, und den Handwerkern sowie den neu zugezogenen Kaufleuten (1363, 1378).[21]

Der außenpolitische Konflikt zwischen Polen und dem Deutschen Orden verschärfte sich nach der Krönung Wladislaw zum König Polens und dem damit einhergehenden Zusammenschluss Polens und Litauens - neben Polen der zweite große Kontrahent des Ordens. Der Konflikt kulminierte schließlich 1410 in der Schlacht bei Tannenberg bzw. Grunwald in der Nähe von Osterode in Ostpreußen. Nach der Niederlage des Ordens schloss sich, wie die meisten preußischen Städte, auch der Danziger Stadtrat zunächst der polnischen Krone an.[22] Doch mit dem Frieden von Thorn (1411) gewannen die Ordensritter in der Folge die Kontrolle über die Kerngebiete ihres Territoriums, auch Danzig, zurück; es folgte die blutige Bestrafungen des übergelaufenen Stadtrats. 1416 kommt es zu Unruhen im Stadtgebiet, die den Orden zum erneuten Einschreiten zwangen. Ab 1440 war Danzig Mitglied des sogenannten "Preußischen Bundes", einem Zusammenschluss aus Städtevertretern und Adel, die eine ständische Mitregierung einforderten.[23] Als der Preußische Bund den polnischen König Kasimir IV. um Hilfe gegen den Orden bat, brach zwischen dem Bund, Polen auf der einen und dem Deutschen Orden auf der anderen Seite der Dreizehnjährige Krieg aus: Am 6. März 1454 ging Danzig auf Antrag der von Hans von Baysen angeführten Gesandtschaft des Preußischen Bundes mit dem seit 10. Februar 1454 mit Elisabeth von Habsburg verheirateten König Kasimir IV. eine Schutzbeziehung ein; Diese Schutzbeziehung mündete während des von Danzig finanzierten Dreizehnjährigen Krieges gegen den Orden 1457 mit der Verleihung des Großen Privilegs (Landgebiet, Hoheitsrechte und weitgehende Autonomie) an Danzig. Im Zweiten Frieden von Thorn von 1466 kam Danzig dauerhaft an das Königliche Preußen, das der Krone Polens, das heißt dem König persönlich, unterstellt war. Danzig wurden die bereits 1454, 1455 und 1457 verliehenen weitgehenden Autonomierechte bestätigt und es durfte gemäß dem ihm erteilten Privilegium Casimirianum seine Ämter selbst besetzen, erhielt die vollständige Gerichtsbarkeit (nach eigenem Gesetzbuch, Danziger Willkür genannt), Befreiung von allen Zöllen und Abgaben und von der Rechnungslegung über seine Einkünfte, das Münzrecht, das Recht, eigene Besatzung zu halten, und völlig freie Entscheidung über Krieg, Bündnisse und Frieden. Die Oberhoheit des Königs von Polen repräsentierte ein Mitglied des Stadtrats, den Burggrafen. Die Stadt hielt in Warschau ihren Sekretär und stimmte auf Reichstagen und bei Königswahlen mit. Die vier Stadtteile wurden nun zu einem Ganzen vereinigt und dem rechtstädtischen Rat untergeordnet.

Streitigkeiten mit dem König wegen Besetzung des Bistums Ermland führten zu dem achtjährigen Pfaffenkrieg (1472–1480), in welchem sich zwar Danzigs Macht, aber auch die polnische Antipathie gegen diese Stadt bewährte.

Reformation und Renaissance[Bearbeiten]

Danzig um 1628

Schon 1523 nahm Danzig die Reformation an, die jedoch nicht ohne heftige innere Kämpfe festen Fuß fassen konnte. Am verderblichsten für die Zukunft der Stadt war die Durchstechung der Großen Kampe/Kämpe, einer Flussinsel vor der Spaltung der Weichsel (in Weichsel und Nogat), seitens der Elbinger und Marienburger, wodurch die Tiefe des Fahrwassers im Verlauf eines Jahres um die Hälfte vermindert wurde. Um etwa 1534 siedelten sich in und um Danzig auch aus den Niederlanden geflüchtete Mennoniten an[24]. Im Jahr 1569 entstand formell auch eine flämische Mennonitengemeinde.

Danzig ist als einzige Stadt (Stadtrepublik) in den Ländern der polnischen Krone der während der Union von Lublin von 1569 vom polnischen König Sigismund II. August aus der bisherigen Personalunion zwischen dem Königlichen Preußen, Polen und Litauen beschlossenen Realunion – der polnischen Adelsrepublik (Rzeczpospolita) – nicht beigetreten.

Als 1575 Stephan Báthory zum König von Polen gewählt wurde, wollte ihn Danzig nicht anerkennen und erklärte sich für Kaiser Maximilian II., welcher der Stadt bedeutende Handelsvorteile zusichern ließ. Selbst nach dessen Tod 1576 wollte Danzig dem König Stephan die Huldigung nur gegen bedeutende Zugeständnisse leisten. Danzig wurde daher belagert, verteidigte sich aber 1577 so entschlossen, dass sich der König mit einer Abbitte und der Zahlung von 200.000 Gulden begnügte.

Stadtpanorama von Danzig um 1643, mit Orientierungshinweisen am unteren Bildrand (durch Anklicken vergrößerbar).

1656 belagerten die Schweden die Stadt zu Wasser und zu Lande, wurden aber durch Hilfstruppen des Königs Johann II. Kasimir und durch eine holländische Flotte vertrieben, worauf die Holländer mit dem Großen Kurfürsten den Elbinger Vertrag am 10. September über die Neutralität Danzigs vereinbarten, den Schweden allerdings nicht anerkannte. 1660 wurde mit dem Vertrag von Oliva der Frieden geschlossen.

Aufklärung und Absolutismus[Bearbeiten]

1734 wurde Danzig, weil es den König Stanislaus I. Leszczyński aufgenommen hatte, von den Russen und Sachsen unter Generalfeldmarschall Münnich belagert und trotz tapferer Gegenwehr nach mehrmonatiger Einschließung durch ein Bombardement am 9. Juli zur Kapitulation genötigt. Bald darauf entstanden zwischen Magistrat und Bürgerschaft Streitigkeiten, die erst 1752 eine neue Gesetzgebung beilegte.

Bei der Ersten Teilung Polens 1772 behielt die Stadt zwar ihre Freiheit, aber da sie von preußischem Gebiet umschlossen und von starken Zöllen hart bedrückt war, nahmen der Handel, der Kunstfleiß und die Bevölkerung immer mehr ab. Bei der Zweiten Teilung Polens 1793 kam die Stadt an Preußen.

Koalitionskriege[Bearbeiten]

Hauptartikel: Republik Danzig

Das Jahr 1806 wurde für Danzig sehr verderblich. Die Besetzung Hannovers hatte im Februar eine Kriegserklärung Großbritanniens und Schwedens an Preußen zur Folge. Schweden blockierte den Hafen und die Royal Navy beschlagnahmte weltweit alle preußischen Schiffe.

Nachdem der mit Frankreich ausgebrochene Krieg im Oktober mit einer preußischen Niederlage in der Schlacht bei Jena und Auerstedt begonnen hatte, rüstete Danzig zum Widerstand mit Eifer: Die 21.700 Mann starke Besatzung wurde genügend verproviantiert, die Niederung unter Wasser gesetzt und die Vorstädte zum Teil demoliert. Anfang März 1807 rückten die Franzosen unter Marschall François-Joseph Lefebvre vor die Stadt.[25]

Trotz tapferer Verteidigung durch den Gouverneur Kalckreuth setzten sich die Belagerer am 1. April auf dem Zigankenberg fest und nahmen in der Nacht vom 12. auf den 13. April auch die Kalkschanze an der Weichsel. Sie wurde ihnen zwar wieder entrissen, aber die Danziger sahen sich genötigt, dieses höchstwichtige Werk selbst zu zerstören. In der Nacht vom 23. auf den 24. April begann das Bombardement der Stadt, das, nachdem Lefebvre am 25. April vergeblich zur Übergabe aufgefordert hatte, mit Nachdruck fortgesetzt wurde. Der furchtbarste Angriff der Belagerer am 21. Mai wurde noch einmal abgeschlagen, erschöpfte aber den letzten Pulvervorrat. Als nun auch die Lebensmittel zur Neige gingen, die Besatzung auf 7.000 Mann zusammengeschmolzen war, dagegen die Streitmacht des Feindes durch die Ankunft des Marschalls Édouard Mortier auf 60.000 Mann angewachsen war, kapitulierte die Stadt am 24. Mai.

Die Besatzung verließ am 27. Mai, als auch Weichselmünde kapitulierte, die Festung mit Kriegsehren und der Verpflichtung, ein Jahr lang nicht gegen Frankreich zu dienen. Den Einwohnern aber wurde eine Kriegssteuer von 20 Millionen Franc mit der Bewilligung allmählicher Bezahlung auferlegt.

Der Marschall Lefebvre erhielt den Titel eines Herzogs von Danzig. Im Tilsiter Frieden vom 9. Juli 1807 wurde Danzig als Freistaat mit einem Gebiet von 2 Lieues, die durch die willkürliche Erklärung Napoleons I. aus zwei deutsche Meilen im Umkreis ausgedehnt wurden, unter Frankreichs, Preußens und Sachsens Schutz anerkannt, doch blieb fortwährend ein französischer Gouverneur in der Garnison, und durch die Kontinentalsperre war der Handel mit England zerstört. Beim Rückzug aus Russland gelang es den französischen und polnischen Truppen des 10. französischen Armeekorps, sich in die Stadt zu retten.

Da erschien gegen Ende Januar 1813 ein aus 6.000 Kosaken bestehendes russisches Einschließungskorps, welches jedoch bald durch ein Korps von 7.000 Mann Infanterie und 2.500 Mann Kavallerie mit 60 Feldgeschützen unter dem Kommando des Generalleutnants von Loewis abgelöst wurde.[26] Die elfmonatige Belagerung brachte wieder schwere Not über die Stadt. Die heftigsten Ausfälle und Angriffe fanden am 4. Februar, 5. März, 27. April und, nachdem am 1. Juni das Belagerungsheer durch 8.000 Mann preußischer Landwehr unter dem Grafen Dohna verstärkt worden war, am 9. Juli statt. Nach dem Waffenstillstand vom 24. August übernahm der Herzog Alexander von Württemberg den Oberbefehl der Belagerungsarmee und fügte am 28. und 29. August, 1., 7. und 17. September und 1. November den Belagerten große Nachteile zu, während ein englisches Geschwader die Stadt von der Seeseite her beschoss.

Endlich kam am 17. November eine Kapitulation zustande, nach welcher die Garnison am 1. Januar 1814 mit der Verpflichtung, ein Jahr lang nicht gegen die Verbündeten zu dienen, nach Frankreich entlassen werden sollte. Diese Bedingungen erhielten jedoch die Genehmigung des Kaisers Alexander I. nicht, und General Jean Rapp musste auf die Bedingung eingehen, dass alle Franzosen nach Russland abgeführt wurden.

Nach dem Wiener Kongress: Eingliederung in das moderne Preußen[Bearbeiten]

Danziger Stadtplan von 1898.
Liste der Straßen im Danziger Stadtplan von 1898, siehe oben.

Mit dem 3. Februar 1814 kehrte Danzig unter Preußens Oberherrschaft zurück; worauf die alte Verfassung wiederhergestellt wurde. 1816 wurde Danzig der Sitz der Regierung des Danziger Bezirks, des Oberpräsidiums und des Königlichen Konsistoriums von Westpreußen. Ein westpreußisches Amt des geistlichen Leiters bestand jedoch nicht.[27] Mit der ab 1817 betriebenen Union lutherischer und reformierter Kirchengemeinden in einer Verwaltungseinheit, der ab 1821 Evangelische Kirche in den Königlich-Preußischen Landen genannten unierten Landeskirche, entstand die Kirchenprovinz Westpreußen. Den Vorsitz im Konsistorium führte der Regierungspräsident in Danzig, da es damals noch zugleich für die Schulaufsicht zuständig war.[27] Der König berief aber den bisherigen Senior des Danziger geistlichen Ministeriums als Konsistorialrat in das Königliche Konsistorium. 1832 wurde das Konsistorium aufgehoben und sein Bezirk demjenigen in Königsberg in Preußen zugeschlagen.

Rasch erfolgten nun, namentlich auf Veranlassung des Oberpräsidenten von Schön, zahlreiche und in alle Zweige tief eingreifende Verbesserungen. Großen Schaden erlitt die Stadt 1829 durch einen Durchbruch der Weichsel, 1831 durch die asiatische Cholera und durch einen Brand im Juni 1858. Seit 1863 hat die städtische Verwaltung einen neuen, großartigen Aufschwung genommen, hervorgerufen durch die Amtstätigkeit des Oberbürgermeisters v. Winter. Ihm verdankt die Stadt die Anlage einer Wasserleitung und die Kanalisation, die hier zuerst auf dem Kontinent gebaut wurde. Seitdem haben sich die Gesundheitsverhältnisse der Stadt erheblich verbessert.

Nach der Teilung der ehemaligen Provinz Preußen am 1. Juli 1878 ist Danzig Hauptstadt der Provinz Westpreußen geworden. 1883 wurde auch für den Bereich der Landeskirche die Trennung in die Kirchenprovinzen Ost- und Westpreußen eingeleitet und erstmals ein Generalsuperintendent eigens für Westpreußen ernannt. Doch bis zur Wiederherstellung der Kirchenprovinz Westpreußen und des Königlichen Konsistoriums Danzig drei Jahre später, saß dieser in Königsberg.[28]

Generalkommando
Dominikswall und Kaiser Wilhelm-Denkmal

Seit 1881 war in der Stadt das Infanterie-Regiment Nr. 128, das ab 1902 den Namen der Stadt tragen sollte, garsoniert. Durch Gesetz vom 27. Januar 1890 wurde die Trennung der West- und Ostpreußischen Provinz auch in militärischer Beziehung vorbereitet. Es bestimmte, dass ab dem 1. April 1890 die gesamte Herresmacht des Deutschen Reiches aus zwanzig Armee-Korps bestehen sollte.

Die hierauf sich begründende A.K.O. vom 1. Februar besagt: Es sind neuzubilden das XVI. und XVII. Armee-Korps. Letzteres tritt zur I. Armee-Inspektion und umfasst in militärischer Hinsicht das Gebiet der Landwehrbezirke: Schlawe, Stolp, Konitz, Thorn, Graudenz, Danzig, Pr. Stargard, Neustadt,Osterode, Dt. Eylau und Marienburg.

In Danzig entstand das Generalkommando des XVII. Armee-Korps, die 36. Division und die 71. Infanterie-Brigade der neben den 128ern auch das Grenadier-Regiment „König Friedrich I.“ (4. Ostpreußisches) Nr. 5 zu Danzig unterstand.

Bis 1895 waren die die Entwicklung der Stadt beschränkenden Stadtwälle entfernt und durch Straßen ersetzt worden. - Im Jahr 1902 wurde das Dorf Zigankenberg eingemeindet.

Auf dem Platz vor dem Hohen Tor wurde am 21. September 1903 das 14 Meter hohe Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Gegenwart des Kaisers enthüllt. Es galt als ein Symbol der preußischen Herrschaft über Danzig. Das Denkmal bestand aus einem hohen Sockel aus finnischem rotem Granit mit einer Statue des reitenden Kaisers in Felduniform mit der charakteristischen Pickelhaube. Schöpfer der Statue war der Königsberger Professor und Bildhauer Eugen Brömel (1858–1932).[29] Den Fuß des Sockels umgaben drei allegorische Figuren aus Bronze:

- Borussia - ein Mädchen mit langen Haaren und einem Schwert in der Hand als Personifizierung Preußens

- die Weichsel - als Personifizierung des Flusses

- Ægir - als der germanische Gott des Meeres.

Über der Weichsel war ein Relief der Marienburg mit einem Lastkahn auf der Nogat dargestellt, bei Ægir sind es dagegen Kriegsschiffe.

Die Technische Hochschule wurde am 6. Oktober 1904 im Beisein der 128er und des Kaisers eröffnet.

Freie Stadt Danzig[Bearbeiten]

Hauptartikel: Freie Stadt Danzig

Mit dem Vertrag von Versailles 1919 wurde Danzig mit seinen umliegenden Gebieten vom Deutschen Reich getrennt und am 15. November 1920 zu einem unabhängigen Staat, der Freien Stadt Danzig, erklärt. Dieser Staat stand allerdings unter Aufsicht des Völkerbunds. Da diese Entscheidung nicht von einer Volksabstimmung abhängig gemacht wurde, sahen das Deutsche Reich und die mehrheitlich deutschen Bewohner der Stadt das vom US-Präsidenten Woodrow Wilson geforderte Selbstbestimmungsrecht der Völker verletzt.

Am 6. Dezember 1920 konstituierte sich der erste Danziger Volkstag, der aus freien Wahlen hervorgegangen war. Er bestand aus 120 Abgeordneten. Oberbürgermeister Heinrich Sahm wurde zum Präsidenten des Senats der Freien Stadt Danzig gewählt. Die Parteien stellten die folgenden Abgeordneten:

  • Deutschnationale Volkspartei: 34
  • Freie Wirtschaftliche Vereinigung: 12
  • Deutsche Demokratische Partei: 10
  • Zentrumspartei: 17
  • Sozialdemokratische Partei: 19
  • Unabhängige Sozialdemokraten: 21
  • Polnische Partei: 7.

1923 gaben im Rahmen einer Volkszählung 95 Prozent der Bürger Deutsch und vier Prozent Polnisch bzw. Kaschubisch als Muttersprache an. Entgegen dem Volkszählungsergebnis schätzte der polnische Historiker Drzycimski den Anteil polnischer Bürger an der Danziger Gesamtbevölkerung im Jahr 1923 auf 16 Prozent.

Ergebnis der Volkszählung vom 1. November 1923
Nationalität Gesamt Deutsche Deutsche und Polen Polen und Kaschuben Russen, Ukrainer Juden Keine Angabe
Stadt Danzig 335.921 327.827 1.108 6.788 99 22 77
Landkreis Danzig 30.809 20.666 521 5.239 2.529 580 1.274
Gesamt 366.730 348,493 1.629 12.027 2.628 602 1,351
Prozent 100 % 95,03 % 0,44 % 3,28 % 0,72 % 0,16 % 0,37 %
Krantor im März 2005

Die Freie Stadt Danzig bestand damals aus den Städten Danzig und Zoppot sowie den kleinen Städten Tiegenhof, Neuteich, Oliva und Ohra, wobei Neuteich und Tiegenhof im Danziger Werder bzw. im Kreis Großes Werder lagen. Die polnische Minderheit besaß eigene Schulen und ein Vereinswesen, wurde aber von der deutschen Bevölkerung des Öfteren mit Missgunst betrachtet und diskriminiert; außerdem lebten in Danzig vor 1939 Kaschuben und Russen. Unter den Einwohnern fanden sich auch zahlreiche Juden, die nach 1939 zum überwiegenden Teil enteignet und deportiert wurden.

Danzig hatte in der Zwischenkriegszeit nach einem anfänglichen Wirtschaftsaufschwung erhebliche wirtschaftliche Probleme, bedingt durch die Zollgrenzen zum Deutschen Reich, die globale Wirtschaftskrise und eine wenig entwickelte Industrie.

Der Hafen und der Zoll sowie die internationalen Eisenbahnverbindungen – jedoch nicht die Straßenbahn und Kleinbahnen im Freistaatgebiet – wurden unter polnische Verwaltung gestellt. Die Republik Polen legte im Danziger Hafen (Westerplatte) ein Munitionslager an und stationierte dort ihr Militär. Des Weiteren war es dem polnischen Staat zwecks Verbindung des Hafengebiets mit Polen erlaubt, eine Post- und Telegrafenverwaltung, das so genannte „Polnische Postamt“, im Hafengebiet einzurichten.

Die problematischen Verhältnisse, die Anlass für viele Beschwerden der Freien Stadt Danzig an den Völkerbund waren, schufen unter der Bevölkerung Ressentiments gegen Polen.

Mitte 1933 kamen daher auch in Danzig die Nationalsozialisten (NSDAP) an die Macht, die sich aber wegen der internationalen Kontrolle des Gebietes bis 1936/37 mit Oppositionsparteien abfinden mussten, die bei den Volkstagswahlen von 1935 (trotz versuchter Wahlbeeinflussungen) eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Nationalsozialisten klar verhindern konnten. Während Hermann Rauschning 1933/34 als Senatspräsident eine Annäherung zu Polen versuchte, blieb sein Nachfolger Arthur Greiser dazu auf Distanz und führte die Freie Stadt Danzig in zunehmende (auch finanzielle) Abhängigkeit zum Deutschen Reich. Ende August 1939 erklärte sich der Gauleiter Albert Forster selbst zum Staatsoberhaupt und verfügte am 1. September 1939 völkerrechtswidrig, nachdem reichsdeutsche Streitkräfte das polnische Munitionsdepot auf der Westerplatte angegriffen hatten, den Anschluss Danzigs an das Deutsche Reich. Der deutsche Angriff auf die Westerplatte wird heute als Beginn des Zweiten Weltkrieges gesehen.

Zweiter Weltkrieg[Bearbeiten]

In den Zeiten des Zweiten Weltkrieges wurden insbesondere die Juden, aber auch die polnische Minderheit in Danzig deportiert (Juden wurden bereits seit 1933 systematisch verfolgt und entrechtet), viele verloren ihr Leben. Andere wiederum ließen sich auf der sogenannten Volksliste als Deutsche eintragen und entgingen so der Verfolgung durch Nationalitätswechsel. Dazu wurden viele dieser Menschen in Konzentrationslager (wie das KZ Stutthof) deportiert und ermordet.

Flüchtlingstreck im Februar 1945 in Danzig

1941 befand sich in Danzig-Langfuhr die Flugzeugführerschule A/B 6. Ende März 1945 wurde Danzig von der Roten Armee im Zuge der Schlacht um Ostpommern eingeschlossen und erobert. Durch die Kampfhandlungen sind große Teile der Innenstadt (bestehend aus Rechtstadt, Altstadt, Vorstadt und Niederstadt) zerstört worden. Während und nach dem Einmarsch wurden die noch erhaltenen Häuser der Innenstadt von den sowjetischen Soldaten geplündert und in Brand gesteckt. Insgesamt wurde ein sehr hoher Anteil der Bebauung zerstört.

Bereits in den ersten Nachkriegsmonaten wurden die meisten in Danzig verbliebenen Deutschen von den sowjetischen Besatzern und polnischen Behörden vertrieben. Zurück blieb eine Minderheit von etwa fünf Prozent der ursprünglichen Stadtbevölkerung mit zumeist auch polnischen Vorfahren. Die Vertreibung wurde von den polnischen Behörden geduldet und nicht wie oft fälschlicherweise angenommen „systematisch“ vorbereitet. Als Folge des Zweiten Weltkriegs und des Bierut-Dekretes wurde das Eigentum von Personen deutscher Nationalität und Herkunft enteignet. Straftaten, die gegen die deutsche Zivilbevölkerung begangen wurden hat man juristisch nur bedingt verfolgt. Aufgrund des Leidens der polnischen Bevölkerung während des Krieges und der Nachkriegsjahre wurden diese Geschehnisse nie richtig aufgearbeitet.

Nachkriegszeit – Polen[Bearbeiten]

Die Danziger Rechtstadt sowie zahlreiche Baudenkmäler der Altstadt wurden in Anlehnung an frühneuzeitliche Vorbilder rekonstruiert.

Zugleich wurden insbesondere in den Sechzigern, in den Vorstädten wie Przymorze Trabantensiedlungen errichtet. Charakteristisch sind hier die sogenannten Wellenhäuser – Wohnblöcke von teilweise mehreren hundert Metern Länge in Plattenbauweise, die mäandrieren und so eine Assoziation zum nahe gelegenen Meer hervorrufen sollen.

Anfang der 1980er begann die Gewerkschaftsbewegung Solidarność unter Führung von Lech Wałęsa in der Danziger Werft ihren Widerstand gegen die kommunistische Herrschaft in Polen.

Blick vom Langen Markt auf das Grüne Tor – 2010

Gegenwart[Bearbeiten]

Mit dem Fall des Eisernen Vorhanges veränderte sich die Lage der nationalen Minderheiten in der Republik Polen, auch die der deutschen Minderheit. In Danzig wurde im Jahre 1990 der Bund der Deutschen Minderheit gegründet (Mitgliederstärke: 5.512 Mitglieder; Quelle: Bund der Deutschen Minderheit, Danzig, 2005). Bald darauf begannen jüngere polnische Danziger, die bislang versteckten Spuren des deutschen Danzig zu entdecken; diese Suche nach lokaler Identität ist auch heute noch im Gange. Zu den wichtigsten Personen dieses Identitätsdiskurses zählen der liberale Politiker Donald Tusk sowie die Schriftsteller Paweł Huelle und Stefan Chwin.

Günter Grass fasste im Roman Die Blechtrommel die Geschichte Danzigs lapidar so zusammen (bevor er sie ausführlicher nachzeichnet):

Zuerst kamen die Rugier, dann kamen die Goten und Gepiden, sodann die Kaschuben, von denen Oskar in direkter Linie abstammt. Bald darauf schickten die Polen den Adalbert von Prag. Der kam mit dem Kreuz und wurde von Kaschuben oder Pruzzen mit der Axt erschlagen.
Das geschah in einem Fischerdorf und das Dorf hieß Gyddanyzc. Aus Gydannyzc machte man Danczik, aus Danczik wurde Dantzig, das sich später Danzig schrieb, und heute heißt Danzig Gdańsk. (Die Blechtrommel, Luchterhand 1959, S. 379)

Verweise[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten]

  • Daniel Gralath: Versuch einer Geschichte Danzigs aus zuverlässigen Quellen und Handschriften. Hartung, Königsberg 1789–1891. Band 1, Königsberg 1789 (Online, Google); Band 2, Königsberg 1790 (Online, Google); Band 3, Königsberg 1791 (Online, Google).
  • Scriptores rerum Prussicarum – Die Geschichtsquellen der Preußischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft (Theodor Hirsch, Max Toeppen und Ernst Strehlke, Hrsg.), 5 Bände, Minerva GmBH, Frankfurt /Main 1965 (Nachdruck der Ausgabe von 1861–1872).
  • Goswin von Brederlow: Geschichte des Handels und der gewerblichen Kultur der Ostsee-Reiche im Mittelalter bis zum Schlusse des sechzehnten Jahrhunderts mit besonderem Bezug auf Danzig als Quartiersstadt des Hansebundes, und der sich in dieser Zeit entwickelnden inneren Staatsverhältnisse Preußens. Berlin 1820, 379 Seiten (Volltext).
  • Wilhelm Engelcke: Accurate Nachricht von der Russisch-Sächsischen Belagerung und Bombardierung der Stadt Dantzig. Nebst einem dazu nöthigen Anhange derer Manifeste, Edicte, Briefe, und anderen Schriften. Merian, Cöln 1735 (Volltext).

Einzeldarstellungen[Bearbeiten]

  • Peter Oliver Loew: Danzig. Biographie einer Stadt. Verlag C.H. Beck, München 2011.
  • Frank Fischer: Danzig. Die zerbrochene Stadt, Propyläen Verlag, Berlin 2006.
  • Peter Oliver Loew: Danzig und seine Vergangenheit, 1793 bis 1997. Die Geschichtskultur einer Stadt zwischen Deutschland und Polen. Fibre Verlag, Osnabrück 2003.
  • Hans Georg Siegler: Danzig. Chronik eines Jahrtausends, Droste Verlag, Düsseldorf 1991.
  • Edmund Ciéslak/Czeslaw Biernat: History of Gdansk, Wydawnictwo Morskie, Danzig 1988.
  • Wilhelm Brauer: Prußische Siedlungen westlich der Weichsel, J. G. Herder-Bibliothek Siegerland e.V., Siegen 1983.
  • Heinz Lingenberg: Die Anfänge des Klosters Oliva und die Entstehung der deutschen Stadt Danzig, Klett-Cotta, Stuttgart 1982, ISBN 3-12-914900-7.
  • Bohdan Szermer: Gdansk – Vergangenheit und Gegenwart, Verlag Interpress, Warschau 1971.
  • Andrzej Zbierski: Początki Gdańska w świetle najnowszych badań (Die Anfänge Danzigs im Lichte der neuesten Forschungen). In: Gdańsk, jego dzieje i kultura, Warschau 1969, S. 11–27.
  • Werner Neugebauer: Neue polnische Forschungen zur Vor- und Frühgeschichte Westpreußens, Westpreußen Jahrbuch 1953, Leer/Ostfriesland.
  • Erich Keyser: Danzigs Geschichte, 2. Aufl., Verlag A. W. Kasemann, Danzig 1928.
  • Paul Simson: Geschichte der Stadt Danzig bis 1626, 3 Bde., Scientia Verlag, Aalen 1967 (ND 1913–1918).
  • Theodor Hirsch: Handels- und Gewerbegeschichte Danzigs unter der Herrschaft des Deutschen Ordens, S. Hirzel, Leipzig 1858.
  • Matthias Gotthilf Löschin: Beiträge zur Geschichte Danzigs und seiner Umgebungen. Meistens aus alten Manuscripten und selten gewordenen Druckschriften. Verlag Harro v. Hirschheydt, Hannover-Döhren 1977 (ND 1837).
  • Gustav Löschin: Geschichte Danzigs, 2 Bde., Danziger Verlagsgesellschaft, Klausdorf/Schwentine, o.J. (ND 1822/1823).

Weblinks[Bearbeiten]

  Wikisource: Danzig – Quellen und Volltexte

Fußnoten[Bearbeiten]

  1. Lingenberg, S. 269
  2. Heinrich Gottfried Philipp Gengler: Regesten und Urkunden der Verfassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter, Erlangen 1863, S. 700–725.
  3. Johannes Voigt: Geschichte Preußens von der ältesten Zeit bis zum Untergange der Herrschaft des Deutschen Ordens. Vierter Band: Die Zeit von der Unterwerfung der Preußen 1283 bis zu Dieterichs von Altenburg Tod 1341, Königsberg 1830, S. 215.
  4. Philippe Dollinger: Die Hanse. Stuttgart 2012, S. 301–302.
  5. Gerard Labuda: Danzig, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 3 (1986), Sp. 564–565.
  6. Rüdiger Ruhnau: Danzig. Geschichte einer Deutschen Stadt, Würzburg 1971, S. 28.
  7. Henryk Samsonowicz: Danzig, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 3 (1986), Sp. 566.
  8. Marian Biskup: Der Deutsche Orden und die Freiheiten der großen Städte in Preußen vom 13. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts. In: Udo Arnold (Hrsg.): Stadt und Orden. Das Verhältnis des Deutschen Ordens zu den Städten in Livland, Preußen und dem Deutschen Reich. Marburg 1993, S. 113.
  9. Jahnke Carsten: Die Hanse. Überlegungen zur Entwicklung des Hansebegriffes und der Hanse als Institution resp. Organisation. in: Hansische Geschichtsblätter, S. 26.
  10. Henryk Samsonowicz: Danzig, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 3 (1986), Sp. 565–566.
  11. Henryk Samsonowicz: Danzig, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 3 (1986), Sp. 565–566
  12. zur Übernahme des Kulmer Stadtrechts durch die Städte Pommerellens siehe den Beitrag von: Marian Biskup: Der Deutsche Orden und die Freiheiten der großen Städte in Preußen vom 13. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts. in: Udo Arnold (Hrsg.): 'Stadt und Orden. Das Verhältnis des Deutschen Ordens zu den Städten in Livland, Preußen und dem Deutschen Reich. Marburg 1993, S. 116–118.
  13. Hans Georg Siegler: Danzig. Chronik eines Jahrtausends, Düsseldorf 1990, S. 27–28.
  14. Marian Biskup: Der Deutsche Orden und die Freiheiten der großen Städte in Preußen vom 13. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts. in: Udo Arnold (Hrsg.): Stadt und Orden. Das Verhältnis des Deutschen Ordens zu den Städten in Livland, Preußen und dem Deutschen Reich. Marburg 1993, S. 121–122.
  15. Henryk Samsonowicz: Danzig, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 3 (1986), Sp. 566.
  16. Hans Georg Siegler: Danzig. Chronik eines Jahrtausends, Düsseldorf 1990, S. 26–27.
  17. Henryk Samsonowicz: Danzig, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 3 (1986), Sp. 566.
  18. Hans Georg Siegler: Danzig. Chronik eines Jahrtausends, Düsseldorf 1990, S. 27–28
  19. Rüdiger Ruhnau: Danzig. Geschichte einer Deutschen Stadt, Würzburg 1971, S. 17.
  20. Hans Georg Siegler: Danzig. Chronik eines Jahrtausends, Düsseldorf 1990, S. 27–28
  21. Henryk Samsonowicz: Danzig, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 3 (1986), Sp. 566.
  22. Rüdiger Ruhnau: Danzig. Geschichte einer Deutschen Stadt, Würzburg 1971, S. 22.
  23. Henryk Samsonowicz: Danzig, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 3 (1986), Sp. 565.
  24.  Mennonitisches Lexikon, Band 1. 1913, S. 426.
  25. Vgl. z. B. Johann Karl Plümicke: Skizzierte Geschichte der Belagerung von Danzig durch die Franzosen im Jahr 1807, Berlin 1817, 277 Seiten.
  26. Vgl. z. B. Johann Karl Plümicke: Skizzierte Geschichte der russisch-preußischen Blockade und Belagerung von Danzig im Jahr 1813, Berlin 1817, 211 Seiten.
  27. a b Czesław Biernat, Wegweiser durch die Bestände bis zum Jahr 1945 / Staatsarchiv Danzig = Przewodnik po zasobie do 1945 roku / Archiwum Państwowe Gdańsku, Generaldirektion der Staatlichen Archive Polens (Hg.), Stephan Niedermeier (Übs.), München: Oldenbourg, 2000 (=Schriften des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur und Geschichte; Bd. 16), S. 228. ISBN 3-486-56503-6.
  28. Paul Tschackert: Taube, Emil Heinrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 37, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 420.
  29. siehe hierzu auch: pl: Wilhelm I. Memorial