Heinrich III., eng. Henry III (* 1. Oktober 1207, Winchester; † 16. November 1272, Westminster-Palast) aus dem Haus Plantagenet ist trotz seiner langandauernden Herrschaft von 1216 bis 1272 einer der weniger bekannten Herrscher Großbritanniens. Geboren wurde er 1207 als Sohn des Königspaares Johann Ohneland und Isabella von Angoulême. Im Alter von neun Jahren folgte er seinem Vater auf den Thron. Das Land wurde daher bis 1227 von unterschiedlichen Regenten geführt. Heinrich heiratete Eleonore von der Provence, mit der er neun Kinder hatte. Sein ältester Sohn Eduard, genannt „Longshanks“ folgte ihm auf den Thron.
Heinrichs Regierungszeit war von Anfang an durch Unfrieden gekennzeichnet. Als er am 28. Oktober 1216 in der Kathedrale von Gloucester hastig zum König gekrönt wurde, waren London und weite Teile Südenglands in der Hand rebellierender Barone und eines französischen Heeres. Die Regentschaft übernahmen Peter des Roches, Bischof von Winchester, Hubert de Burgh und William Marshal, dem es im Mai 1217 gelang, die Aufständischen in der Schlacht bei Lincoln zu schlagen. Dennoch konnte die Herrschaft für Heinrich III. nur gesichert werden, indem er die Magna Carta erneut anerkannte und damit die Einflussrechte des Adels auf den König bestätigte. Dies stabilisierte die Lage, und Heinrich wurde 1220 erneut in der Westminsterabtei, dem traditionellen Krönungsort, gekrönt. Unter den Regenten kam es zu Auseinandersetzungen, die 1234 mit einem erneuten Adelsaufstand und dem Sturz des Roches‘ endeten.
Heinrich III. hatte nun freie Hand zum selbstständigen Regieren, legte die Macht jedoch schnell wieder in die Hände von Beratern. Nach der Heirat mit der provenzalischen Grafentochter Eleonore im Jahr 1236 entwickelten deren savoyische Onkel Wilhelm, Thomas und Peter große Macht am englischen Hof. Von 1236 bis 1258 schwankte der schwache König immer wieder zwischen verschiedenen Beratern, denen er jeweils gerade mehr vertraute, unter anderem seinem jüngsten Bruder Richard von Cornwall und seinen Halbbrüdern aus dem Poitou. Die als „Ausländer“ angesehenen Berater verstärkten den Unmut des englischen Adels gegen den König.
Darüber hinaus arbeiteten die englischen Barone daran, ihre Machtstruktur im Königreich auszubauen. Mehrfach musste Heinrich III. die Magna Carta bestätigen und dem Adel Zugeständnisse machen. Gleichzeitig wurde die Finanzlage immer schlechter. Die hohen Einnahmen konnten die Ausgaben für die Hofhaltung, unter anderem für einen Elefanten, und vor allem für mehrere erfolglose Feldzüge zur Rückeroberung der englischen Besitzungen in Frankreich nicht ausgleichen. Der König erwies sich als militärisch unfähig, die französischen Verbündeten als unzuverlässig. 1259 konnte Heinrich den Besitz Aquitaniens, der Gascogne und anderer angevinischer Territorien nur sichern, indem er dem französischen König im Vertrag von Paris Erbhuldigung für diese Gebiete zusicherte. Heinrich III. und seine Nachfolger auf dem englischen Thron waren damit für einen Teil ihres Reiches zu Lehensmännern des französischen Königs geworden. Neben den politischen Folgen wurde vor allem der damit verbundene Statusverlust als schmerzhaft empfunden. Zu allem Überfluss ging Heinrich auch noch 1254 auf das päpstliche Angebot ein, das Königreich Sizilien seinem Sohn Edmund übertragen zu lassen, in dem allerdings der minderjährige Staufer Konradin König war und das somit zuerst gegen Manfred von Sizilien erkämpft werden musste. So hatte sich Heinrich III. zur Zahlung beträchtlicher Subsidien und Stellung von Hilfstruppen zwecks Eroberung der Insel zu verpflichten; und letztlich blieb das Unternehmen erfolglos.
Diese neuen Belastungen und militärischen Verpflichtungen wollten die Barone nicht mehr mittragen. 1258 forderten sie die Ausweisung der ausländischen Berater, Kontrolle über die Regierung sowie die Neuordnung der königlichen Finanzen. Überraschend setzte sich Simon V. de Montfort, selbst Franzose und mit der Schwester des Königs verheiratet, an die Spitze der Opposition. 1263 versuchte Heinrich, seine Autorität wiederherzustellen. Am 14. Mai schlug ein Adelsaufgebot unter Simon den König in der Schlacht von Lewes. Heinrich, sein Bruder Richard und der Thronerbe Eduard gerieten in Gefangenschaft. Ein Jahr lang war Simon praktisch der Herrscher Englands. Ein Parliament, eine Ständeversammlung aus Vertretern des Adels, der Grafschaften und der Städte, wurde einberufen – zum ersten Mal in der englischen Geschichte nahmen auch Vertreter des Bürgertums an einem Parliament teil. Heinrichs Sohn, Eduard, war inzwischen aus der Gefangenschaft in Gloucester entkommen. Er siegte 1265 in der Schlacht von Evesham, in der Simon de Montfort den Tod fand, und betrieb eine grausame Vergeltung an den Rebellen.
Heinrich starb 1272 und wurde in der Westminster Abbey begraben.
Die Heirat mit Eleonore von der Provence fand am 14. Januar 1236 in der Kathedrale von Canterbury, Kent, England statt. Mit seiner Ehefrau hatte er neun Kinder, von denen jedoch die fünf letztgeborenen noch im Kindesalter starben:
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Johann Ohneland | König von England 1216–1272 |
Eduard I. |
Johann Ohneland | Lord von Irland 1216–1272 |
Eduard I. |
Johann Ohneland | Herzog von Aquitanien 1216–1224 |
französische Krondomäne (Ludwig VIII.) |
Johann Ohneland | Graf von Poitou 1216–1224 |
französische Krondomäne (Ludwig VIII.) |
französische Krondomäne (Ludwig IX.) |
Herzog von Guyenne 1259–1272 |
Eduard I. |
Personendaten | |
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NAME | Heinrich III. |
KURZBESCHREIBUNG | König von England (1216–1272) |
GEBURTSDATUM | 1. Oktober 1207 |
GEBURTSORT | Winchester |
STERBEDATUM | 16. November 1272 |
STERBEORT | Westminster Palast |