1779, Königreich Bayern, Karl Theodor. 20-Kreuzer-Silbermünze.
Prägejahr: 1779 Prägeort: Amberg Referenz: KM-557.2 Nennwert: 20 Kreuzer Durchmesser: 29 mm Material: Silber Gewicht: 6,62 g
Vorderseite: Büste von Karl Theodor rechts im Kranz. Legende: CAR . TH . D . G . C . P . R . V . E . D . S . R . I . A . & . EL . D . I . C . & . M . Rückseite: Die Jungfrau mit dem Kind in den Wolken sitzend auf einer Basis mit der Wertangabe (20) und dem geteilten Datum. Rosette darunter. Legende: PATRONA BAVARIAE . / 17-79 .
Karl Theodor, Kurfürst, Pfalzgraf und Herzog von Bayern (11. Dezember 1724 – 16. Februar 1799) regierte ab 1742 als Kurfürst und Pfalzgraf, ab 1742 als Herzog von Jülich und Berg und ab 1777 bis zu seinem Tod auch als Kurfürst und Herzog von Bayern. Er war Mitglied des Hauses Pfalz-Sulzbach, einem Zweig des Hauses Wittelsbach.
Karl Theodor war ein großer Kunstliebhaber, darunter auch des Theaters und vor allem der Musik. Sein Mannheimer Hoforchester galt als eines der besten seiner Zeit. Die Mannheimer Schule (darunter der Komponist Christian Cannabich und der Dirigent Johann Stamitz) leistete bahnbrechende Arbeit, auf die sich später die berühmte Wiener Klassik stützen sollte. Mozart bewarb sich 1777 um eine Stelle beim Mannheimer Orchester, wurde jedoch abgelehnt, da der Hof kurz vor dem Umzug nach München stand. 1780 beauftragte Karl Theodor den Komponisten mit der Komposition von Idomeneo. Mozart zitiert ihn mit den Worten: „Keine Musik hat je einen solchen Eindruck auf mich gemacht. Sie ist großartig.“ (David Cairns, Mozart and his operas, 2006, S. 48)
Den Gepflogenheiten der Zeit entsprechend waren in Mannheim eine italienische Operngesellschaft sowie eine Truppe französischer Schauspieler beschäftigt, die jeweils in ihrer jeweiligen Sprache auftraten. Später wurde das Nationaltheater gegründet, eines der ersten Theater in Deutschland, das ausschließlich Stücke in der Landessprache aufführte (am bekanntesten war die Uraufführung von Schillers „Die Räuber“ im Jahr 1782).
In der bildenden Kunst wurde in Mannheim eine umfangreiche Sammlung von Gipsabgüssen berühmter antiker Werke zusammengetragen. Die bereits bestehende Düsseldorfer Galerie, die viele Werke von Rubens enthielt, wurde zunächst nach Mannheim und dann nach München überführt, wo sie später in die Alte Pinakothek integriert wurde. Während keiner der Mannheimer Maler heute besonders bekannt ist (mit Ausnahme vielleicht von Kobell, der vor allem ein Meister der Landschaften war), standen dem Kurfürsten mehrere hochtalentierte Bildhauer zur Verfügung, darunter Verschaffelt, Simon Peter Lamine und Konrad Linck. Linck machte sich in Frankenthal auch als Designer von Porzellanfiguren einen Namen.
Karl Theodors Chefarchitekt Nicolas de Pigage wurde beauftragt, das Mannheimer Schloss fertigzustellen, die Gärten des Schwetzinger Schlosses (einschließlich zahlreicher Pavillons, darunter mehrere künstliche „römische“ Ruinen und eine „Moschee“) sowie Schloss Benrath zu entwerfen. Während diese Werke in einem rein zeitgenössischen französischen Stil gehalten sind (gekennzeichnet durch den Übergang vom Spätbarock zum Frühklassizismus), waren einige der anderen von Karl Theodor beauftragten Architekten Befürworter eines eher italienischen Stils. Diese Mischung von Einflüssen ist in der Tat typisch für viele deutsche Höfe dieser Zeit.
Karl Theodor bezeichnete sich gern als Friedensfürst, im Gegensatz zu anderen Fürsten wie seinem politischen Hauptgegner, dem großen Krieger Friedrich II. von Preußen. Allegorisch wird Minerva, die römische Göttin der Weisheit und Beschützerin der Künste, oft als Stellvertreterin des Kurfürsten selbst dargestellt. Dieses Selbstbild wird am besten in der Inschrift eines kleinen Denkmals in Schwetzingen zusammengefasst:
„Im Jahre 1765 wurde durch die Ausgrabung von Waffen, Urnen und Knochen ein Schlachtfeld des Todes und der Römer und Germanen entdeckt. – Den Künsten des Friedens, die die einzigen Freuden seines Lebens sind, hat der Kurfürst Karl Theodor diese Stelle gewidmet, sie bis zu einer Höhe von sieben Fuß ausgegraben und dieses Denkmal im Jahre 1768 errichten lassen.“